Grenzen der Toleranz: rechte Gewalt. Autorenlesung mit Andrea Röpke
Die rechte Szene macht immer mehr mobil. Seit Jahren nehmen Gewalttaten durch rechtsextreme Täter ständig zu, in den sozialen Medien haben rechte Hetzer eine neuen Plattform gefunden. Rechte Aussagen und Ideen sind in vielen Teilen der Gesellschaft wieder hoffähig geworden und immer noch folgen jeden Montag hunderte Menschen dem Aufruf von Pegida und Co.
In ihrem „Jahrbuch rechter Gewalt“ versammelt Andrea Röpke eine umfangreiche und detaillierte Chronik aller Gewaltverbrechen mit rechtsradikalem Hintergrund. Akribisch dokumentiert sie einzelne Fälle, nennt Täter und beleuchtet die Vorgehensweise der „neuen Rechten“.
Im Rahmen der Mannheimer einander.Aktionstage 2017 lud unser Verein zu einer Autorenlosung mit Andrea Röpke am 24.10.2017 in das Förderband in D4. Aufgrund der aktuellen Drohungen und Einschüchterungsversuche der Rechtsradikalen gegen Andrea Röpke wurde die Veranstaltung im Vorfeld mit entsprechender Vorsicht organisiert. Trotzdem durften wir an diesem Abend ca. 50 Interessierte Besucherinnen und Besucher begrüßen
Die einführenden Worte in das Thema und in die einander.Aktionstage hielt Dr. Tobias Vahlpahl und Christian Ratz. Nach einer Kurzvorstellung ihrer Person präsentierte Andrea Röpke zunächst aktuelle Zahlen rechter Gewalt in Deutschland. Sie führte aus, dass zum Beispiel 2016 über 3500 Angriffe auf Unterkünfte und Flüchtlinge durch rechte Gewalttäter sowie alleine 217 Attacken auf Hilfsorganisationen und Helfer verzeichnet werden mussten. Doch diese Zahlen, so Röpke weiter, sind nicht unbedingt immer genau. Viele Taten entziehen sich einer genauen Dokumentation: rechtsextreme Sprüche, Ausgrenzung und Diffamierungen, körperliche Attacken. Alltagsgewalt ohne Bekennerschreiben. Rechte Gewalt ist vor allem auch „stille Gewalt“.
Begleitet durch Lesungen einiger Passagen aus ihrem aktuellen Buch berichtete Röpke im Anschluss über rechte Hetze und Mobilisierungen in den sozialen Netzwerken, die wie ein Katalysator für die Bewegungen auf der Straße wirke, explosive Verbindungen von Hooligans und Pegida und die Formierung von Aktionsgruppen, AfD- und NPD- Demonstrationen sowie die Bildungen neuer rechtsextremer Bewegungen wie „Der III. Weg“ und der „Identitären Bewegung“.
Rechte Meinungsmache auf Facebook & Co.
Sowohl im Buch als auch in der Lesung nimmt der Bereich soziale Netzwerke einen großen Raum ein. Insbesondere auf Facebook haben sich die neuen Rechten geschützt in geschlossenen Benutzergruppen organisiert und eine neue, noch nie vorher dagewesene Möglichkeit gefunden, zu Mobilisieren und rechte Hetze und Parolen ohne Filter tausendfach zu verbreiten. Hier findet die neue nationalistische Bewegung ihre Basis, wird zum Hass aufgestachelt und manipuliert. Meinungsmache auf Facebook ist vor allem rechte Meinungsmache: 3 Millionen Likes für Pegida und über 380.000 Likes für die AfD. Mehr als alle anderen demokratischen Parteien in Deutschland zusammen.
Rechte Mischszenen
Einen weiteren Themenschwerpunkt an diesem Abend bildete das Kapitel der „rechten Mischszenen“. Detailliert schilderte Röpke die Organisationsstrukturen und die Verstrickungen zwischen Rocker- Gangs, Hooligans und neonazistischen Gruppierungen. Strukturen, die in vielen Teilen an die Mafia erinnern, verbunden mit einem martialisch- nationalistischem, Männer dominierenden Weltbild.
Im Anschluss an die Lesung folgte die offene Diskussionsrunde. Neben zahlreichen Wortmeldungen entspann sich eine äußerst interessante und intensiv geführte Diskussion.
Wir bedanken uns bei Andrea Röpke für ihr Kommen und den zahlreichen Teilnehmern für einen interessanten, informativen und spannenden Abend.
Weiterführende Links:
Informationen zu Andrea Röpke auf Wikipedia
Das „2017 Jahrbuch rechte Gewalt“ im Verlag Knaur
Förderband e.V. Mannheim
Bilder: Alexander Kästel, rentadesigner.de